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Im Februar hatten die Auswirkungen des Coronavirus oder Covid-19 – wie das Virus von offizieller Stelle heißt – den Kupfermarkt fest im Griff. Neben den Kapazitätskürzungen in China und den verschärften Einfuhr- und Reisebestimmungen hat das Virus nun auch zur Absage der CESCO-Konferenz in Chile Ende März sowie der Wire und Tube in Düsseldorf Anfang April geführt. Ende Februar trafen sich Branchenexperten noch auf der International Copper Conference von Fastmarkets in Amsterdam.
Die Auswirkungen von Covid-19 besorgen die Ökonomen. Im Handelsblatt war zu lesen, dass die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD nicht mehr ausschließen möchte, dass die Weltwirtschaft sogar schrumpft, sollte sich keine baldige Besserung der Situation einstellen. Aktuell sieht die OECD für 2020 ein Wachstum der Weltwirtschaft von 2,4 % (bisher: 2,9 %) vor. In China soll der jährliche Zuwachs bei 5,7 % und in Europa bei 1,1 % liegen. Etwas optimistischer blickt laut Bloomberg die Bank of America auf das globale Wachstum. Die Bank erwartet für 2020 ein Plus von 2,8 %.
Auch die Erwartungen für die US-Wirtschaft haben sich nach Bloomberg-Informationen zuletzt eingetrübt. Das Wachstum der Konsumausgaben, das rund Zweidrittel der Wirtschaftsleistung ausmacht, wurde auf 1,7 % nach unten revidiert (bisher: 1,8 %). Wie positiv sich die Zinssenkung der amerikanischen Notenbank Fed Anfang März auswirken wird, bleibt abzuwarten.
Der US-Dollar notierte Ende Februar im Verhältnis zum Euro bei rund 1,10 US-Dollar (Ende Januar: 1,10 US-Dollar).
Covid-19 hat im Februar die Kupferproduktion – insbesondere in China – weiter beeinflusst. Laut S&P Global Platts produzieren rund 40 % der kupferverarbeitenden Industrie in China aktuell auf einem Level zwischen 60 % und 90 % des Normalniveaus. Weitere rund 30 % hätten die Produktion auf 30 % bis 60 % heruntergefahren. Die Nachfrage nach raffiniertem Kupfer im laufenden Jahr schätzt die staatliche-chinesische Nachrichtenagentur Antaike auf 11,4 Mio. t, 1,2 % höher als im Vorjahr.
Ende Februar trafen sich Branchenexperten auf der International Copper Conference von Fastmarkets in Amsterdam. Neben anderen Themen standen insbesondere die verantwortungsvolle Beschaffung bzw. Lieferketten im Fokus der Diskussionen. Ein Branchenexperte des Beratungshauses Deloitte äußerte sich American Metal Market gegenüber, dass viele Minengesellschaften inzwischen deutlich mehr Zeit als früher damit verbingen würden, Gemeinden vor Ort und lokale Behörden von Minenvorhaben zu überzeugen. Dies würde den Prozess der Erschließung neuer Vorkommen verlängern. Seiner Ansicht nach würde Europa bei der Unterstützung „grünerer Bergbauvorhaben“ eine Vorreiterrolle einnehmen. Dazu passt die im letzten Jahr von der London Metal Exchange veröffentlichte Responsible Sourcing Initiative. Sie definiert Anforderungen im Hinblick auf Rohstofflieferketten, zu denen sich bis 2023 alle LME-Mitglieder verpflichten sollen.
Laut MBI-NE-Metalle arbeitet die deutsche Bundesregierung aktuell an einer Novellierung der deutschen Rohstoffstrategie aus dem Jahr 2010. Unter anderem steht die Gründung einer staatlichen Rohstoffbehörde im Raum. Eine Novellierung wird noch für 2020 erwartet und soll dann den veränderten Rahmenbedingungen bei der Roh-stoffversorgung, insbesondere dem erhöhten Bedarf an metallischen Rohstoffen, Rechnung tragen. Weitere Themen sind die Sorgfalt in der Lieferkette und das Recycling.
Die International Copper Study Group (ICSG) hat im Dezember ihre Schätzungen für den Zeitraum Januar bis November 2019 veröffentlicht. Demzufolge lag die Minenproduktion in den ersten elf Monaten des Jahres bei 18.642.000 t (Kupferinhalt) und damit auf dem Niveau des Vorjahresvergleichswerts. Die Minenauslastung lag bei 82,3 % (Vj. 83,1 %).
Die weltweite Produktion von raffiniertem Kupfer aus Konzentraten und Recyclingmaterialien lag mit 21.898.000 t in dem entsprechenden Zeitraum ebenfalls auf Vorjahresniveau. Die Auslastung der weltweiten Raffinierkapazitäten sank von 86,0 % im Jahr 2018 auf 83,0 % im Jahr 2019. Während der Einsatz von Konzentraten um 0,9 % zurück ging, legte der Einsatz von Altkupfer um 1,6 % zu.
Die weltweit sichtbare Nachfrage nach raffiniertem Kupfer lag in dem Zeitraum bei 22.282.000 t (Vj. 22.406.000 t).
Daraus errechnet sich für den Zeitraum Januar bis November ein Defizit von rund 384.000 t (Vj. Defizit: 408.000 t) für die weltweite Bilanz an raffiniertem Kupfer.
Der Kupferpreis an der Londoner Metallbörse (LME Cash Settlement) bewegte sich im Februar in einer Spanne zwischen 5.600 und 5.800 US$/t. Weiterhin belasteten die Nachrichten rund um die Auswirkungen des Coronavirus seine Entwicklung. Der Kupferpreis schloss den Monat bei rund 5.573 US$/t (Ende Januar 2020: 5.621 US$/t).
Laut Bloomberg hält der chilenische Bergbauminister an seiner Prognose für den Kupferpreis von US$3 c/lb (rund 6.600 US$/t) für 2020 fest, trotz der drohenden Auswirkungen des Coronaviruses.
Im Februar zogen die Spot-Verarbeitungsentgelte (TC/RCs) deutlich an. Laut Wood Mackenzie lagen sie im Mittel auf einem Niveau von 71 US$/t bzw. 7,1 US$ c/lb Cu. Laut Wood Mackenzie und CRU hätte es aber auch vermehrt höhere Spot-Abschlüsse im Bereich von 80 US$/t bzw. 8,0 US$ c/lb Cu gegeben.
Zudem gab es im Februar Neuigkeiten zu Minenerweiterungen.
Laut Reuters hat der chilenische Staatskonzern Codelco die Umweltgenehmigung für sein 1-Milliarden-Dollar-Projekt Rajo Inca erhalten. Dieses soll die Lebensdauer der Aktivitäten in Salvador verlängern. Die Produktion würde von heute 60.000 auf mehr als 90.000 Tonnen Feinkupfer pro Jahr aus der Mine steigen.
Laut MBI NE-Metalle führt Frankreich ein neues Label für die „Reparierbarkeit“ elektronischer Geräte wie Waschmaschinen, Fernseher und Handys ein. Das französische Parlament, der Senat, die Nationalversammlung und das Unterhaus des Parlaments stimmten einer entsprechenden Gesetzesvorlage kürzlich zu. Damit möchte die Regierung verhindern, dass wie bisher 60 % der Geräte mit einem Defekt auf dem Müll landen.
Tongling Nonferrous Metals Group hat Wartungsarbeiten an einer seiner Hüttenbetriebe (Kapazität: 200.000 t/a) vorgezogen, um seine Kapazitäten weiter zu reduzieren, wie Bloomberg berichtete. Das Unternehmen sieht sich der Herausforderung gegenüber, Abnehmer für die produzierte Schwefelsäure zu finden.
Laut Reuters, hat die Kupferhütte Guangxi Nanguo im Südwesten von China Force Majeure für die Abnahme von Konzentratlieferungen angemeldet. Die Hütte hat eine Produktionskapazität von rund 300.000 t/a und ist der erste Hüttenbetrieb in China, der offiziell Force Majeure aufgrund der Virusepidemie erklärt hat. Ähnlich ging es Anfang März Qinghai Copper, ein Schmelzbetrieb der zum chinesischen Unternehmen Western Mining gehört, wie Reuters berichtete.
Nach Angaben von American Metal Market lagen die Spot-Kupferprämien in den USA Anfang März bei 7 bis 8 US$ c/lb und damit niedriger als im Januar. Die Spot-Kupferprämien in Shanghai (Grade A) hingegen blieben unter Druck und sollen Ende Januar in einer Bandbreite zwischen 42 und 60 US$/t gelegen haben. Der europäische Markt bewegte sich auch im Januar wenig; die Kupferprämien lagen zwischen 40 und 50 US$/t (Rotterdam CIF), nach Angaben von Fastmarkets. Die Spot-Kathodenprämie mit Lieferung nach Deutschland lag zwischen 80 und 90 US$/t.
Im Februar stiegen die Bestände in den weltweiten Lagerhäusern sprunghaft an. Insgesamt lagen sie Ende des Monats um rund 184.000 t über denen zum Vormonatsende und damit bei rund 551.000 t (Ende Vormonat: rund 367.000 t).
Die deutsche Bauwirtschaft wird laut WoodMackenzie weiter kräftig zulegen. Der Einkaufsmanagerindex aus Januar zeigt den höchsten Wert seit Anfang 2019. Hilfreich wäre insbesondere der milde Winter, der den Bauaktivitäten einen Aufschwung verleihen sollte und zu einer weiteren Nachfrage nach z. B. Kupfergießwalzdraht führen sollte.
Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) erwartet für 2020 einen erneuten Exportrückgang. Gründ hierfür sind eine weltweit schwache Industrieproduktion und der wachsende Protektionismus in einigen Industriestaaten. Zudem verwies ein VDMA-Sprecher auf die aktuellen Auftragseingänge der Maschinenbauunternehmen, die einen erneuter Exportrückgang für das Gesamtjahr 2020 wahrscheinlich machen würden. Die Exporte lagen im letzten Jahr bei insgesamt 179,8 Mrd. € und damit real 1,5 % unter dem Vorjahreswert.
Nach Angaben von MBI NE-Metalle hat der Verband der Automobilindustrie (VDA) seinen Ausblick für 2020 aufgrund der Coronavirus-Epidemie gesenkt. Als wesentliche Gründe werden die schwache Marktentwicklung in China und die geringen Impulse von Europa und den USA genannt. So prognostiziert der VDA für das laufende Jahr weltweit einen Absatz von 78,2 Mio. Pkw. Dies wäre ein Rückgang von rund 3 % gegenüber dem Vorjahr. Zuletzt hatte der VDA einen Rückgang um rund 1 % auf 78,9 Mio. Pkw erwartet.
Wie in unterschiedlichen Medien zu lesen war, hat die deutsche Bundesregierung im Januar angekündigt, die mittelfristigen Ausgaben für den Schienenverkehr zu erhöhen. In den nächsten 10 Jahren sollen rund 86 Mrd. € in die Modernisierung des Eisenbahnnetzes des Landes fließen. Das Programm umfasst die Modernisierung von rund 2.000 km Gleisen jedes Jahr sowie die Modernisierung der Signalanlagen, Bahnhöfe, Energieversorgungssysteme und die Modernisierung von rund 2.000 Brücken.
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